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Lupa Romana in Gold

Lupa Romana in Gold

München,06.10.2017 von Andrea Schütze

Aureus Hadrian Lupa Romana

Quelle: Gorny & Mosch, Auktion Nr. 249 (11.10.2017), Los 641.

Bei Gorny & Mosch kommt ein Aureus mit einer Darstellung der Lupa Romana zum Aufruf, der es in seiner Symbolkraft durchaus in sich hat, wie der folgende Beitrag bezeigt.

Es passt zum Wiederauftakt der Lupa Romana: Am 11. Oktober findet bei Gorny & Mosch in München eine Auktion, Auktion Nr. 249 statt, in der antike Münzen versteigert werden.
Zum Aufruf kommt dabei ein Aureus, eine Goldmünze, aus der Zeit Kaiser Hadrians, datiert 125 – 128 n. Chr (Auktion Nr. 249 / Los 641), Ausrufungsgebot 16.000,- EUR, Schätzpreis 20.000,- EUR.

Wer ist J.G.J. ?

Die Münze wiegt 7,49 g und stammt aus der Sammlung von J.G.J.
Wer sich hinter diesem Kürzel verbirgt, beschreibt eine Info auf der Seite des Auktionshauses Gerhard Hirsch Nachfolger, die ich hier zitiere:
„Der Sammler J.G.J. (1912-1997) lebte in München und war von Beruf Kaufmann. Er hatte das von seinen Eltern gegründete Geschäft auf deren Wunsch hin übernommen und erfolgreich weitergeführt. Eigentlich galt seine Liebe der Kunst und er hätte lieber Kunstgeschichte studiert. So aber lebte er seine Leidenschaft dadurch aus, daß er Zeit seines Lebens Kunstschätze verschiedenster Art sammelte und zum Teil auch selbst restaurierte.
Seine Begeisterung für die Numismatik entstand durch sein ausgeprägtes Interesse an Geschichte und ihren Zusammenhängen sowie aus kaufmännischen Erwägungen für gute und sichere Geldanlagen. Der Aufbau seiner Münzsammlung wurde zu einem großen Teil durch den Numismatiker Gerhard Hirsch bzw. anschließend durch die Firma Gerhard Hirsch Nachfolger betreut. Einige dieser Münzen stammen aus alten, namhaften Vorkriegs-Sammlungen oder sind in Standardwerken zitiert.“

Quelle: Gerhard Hirsch Nachfolger
http://www.coinhirsch.de/index.php?p=auction&sub=313&lang=en#preamble

Die Besonderheit dieses Exemplars

Die Münze war 1979 schon einmal versteigert worden.
Das Motiv ist nicht so selten, das heißt dieser Münztyp ist schon mehrfach in Auktionen versteigert worden, meist mit starkem Abrieb und einmal die Wölfin in die eine, wie in die andere Richtung blickend und die Umschrift COS entweder geschlossen oder mit weiter Trennung C O S usw.

Das Besondere an diesem Exemplar und auch der Faktor, der ihren Wert ausmacht, ist ihr exzellenter Erhaltungszustand, weil diese Exemplar nur einen sehr geringen Abrieb aufweist und noch über ein gut erhaltenes Hochrelief verfügt. Die Münze kann daher in ihrem Münzdasein nie viel um Umlauf gewesen sein.

Die Darstellung des Kaisers Hadrian und seine Deutung als Friedensfürst

Aureus Avers: Kaiser Hadrian

Aureus Avers - Kaiser Hadrian
Quelle: Gorny & Mosch, Auktion Nr. 249 (11.10.2017), Los 641.

Dargestellt ist auf dem Avers, der Vorderseite der Münze, Kaiser Hadrian in einer Porträt- bzw. Büstendarstellung im Seitenprofil. Hadrian blickt nach rechts.

Hadrian war der erste Kaiser, der sich im Stil griechischer Philosophen mit Vollbart präsentierte. Das entsprach seiner persönlichen Haltung als Philhellene, als Griechenfreund.

Auf seiner linken Schulter finden wir die Andeutung von Bändern, also einem zusammengebundenem Gewand. Zu denken ist hier an eine Chlamys. Die Chlamys war ein aus Griechenland kommender Reisemantel, der auch über Griechenlands Grenzen hinaus Verbreitung im Reich fand. Damit wird einerseits Hadrians Griechenbezug ausgedrückt, aber nicht allein das. Die Chlamys wurde zwar auch von Soldaten getragen, aber anders als das Paludamentum, war die Chlamys kein reiner Feldherrenmantel, sondern eher ein kurzer Reisemantel. Darin findet also weniger ein – sonst für römische Kaiser eher üblicher – militärischer Bezug, sondern ein Hinweis auf Hadrians umfassende Reisetätigkeit, die sogar zu besonderen Reiseprägungen führte.

Hadrian ist bekrönt mit einem Lorbeer. Da Hadrian keine Triumphzüge gefeiert hat, lässt sich der Lorbeerkranz – auch in Verbindung mit der angedeuteten Gewanddarstellung - eher „kulturell“ interpretieren. Der Lorbeer kann daher nicht nur militärisch, sondern auch im Sinne griechischer Lebensweise gedeutet werden. Der Lorbeer war nicht nur Siegestrophäe, sondern auch Auszeichnung im Bereich des Sports und musischer Wettbewerbe. In Olympia wurde der Lorbeer als Auszeichnung verliehen. Während der Olympischen Spiele herrschte nicht nur nach alter Tradition, sondern auch nach antikem Völkerrecht, für die Dauer ihres Verlaufes ein völkerrechtliches Friedensgebot im Panhellenischen Raum. Der Lorbeer steht daher auch für einen Sieg im Frieden. Dazu sei noch angefügt:Der Lorbeerkranz wurde zwar auf Triumphzügen verwendet und wir sehen ihn hier auch immer in Verbindung mit dem Krieg und dem Sieg über die Feinde. Daher ziehen wir auch den Schluss, dass der Lorbeer ein Symbol für militärischen Sieg bedeutet. Aber wie so Vieles hat auch diese Interpretation zwei Seiten, denn man kann ihn unter Berücksichtigung dieses völkerrechtlichen Gebots auch als Zeichen des Friedens interpretieren. Der Triumphator trägt den Lorbeer nicht während des Krieges, sondern dann, wenn der Krieg vorbei ist und er sich auf dem Triumphzug befindet, also zu einem Zeitpunkt wo das Tragen „scharfer“ Waffen verboten ist, da auch die Kriegswaffen der mitziehende Soldaten von Lorbeer umrankt sind.
Hadrian war – anders als seine Vorgänger – kein Kriegskaiser. Er hat vielmehr zum Zwecke der Stabilisierung römischer Herrschaft sogar bereits eroberte Gebiete wieder preisgegeben, die sich als konstante Unruheherde erwiesen und hat sich auch selbst als Friedensbringer gefeiert. Man kann den Lorbeer daher auch olympisch als Symbol für ein Zeitalter des stabilen und rechtlich und von den Göttern geschützten Friedens interpretieren.

Der Lorbeer hat aber auch musischen Bezug und ist Symbol für einen weiteren Gott, der im griechischen und römischen Raum aufgrund seiner Kulturbezogenheit verehrt wurde: Apollon.
Apoll war der Gott der Musen und der Dichtkunst und Hadrian selbst hat sich auf literarischem Gebiet hervorgetan. Diese Eigenschaft war für Männer der römischen Oberschicht nicht unüblich. Auch einzelne Herrscher haben sich hier hervorgetan, oder es jedenfalls versucht: Kaiser Claudius war eher Intellektueller, als Staatsmann. Sein Nachfolger Nero hat sich hier sogar sehr intensiv um Lorbeeren bemüht. Wie erfolgreich er dabei war oder nicht, können wir heute kaum sagen, weil sein Andenken durch die Damnatio Memoriae, die bewusste Verunglimpfung und bewusste Zerstörung seines Andenkens extrem verzerrt ist. Vespasian, der Nero nachfolgte und Begründer der Flavischen Dynastie war, hatte es zwar nicht so sehr mit diesen kulturellen Dingen, aber seine beiden Söhne - Titus und Domitian - waren da doch ganz anders interessiert und haben sich beide literarisch beschäftigt.
Dass sich Hadrian literarisch hervortat, war damit nicht ungewöhnlich, er hatte hier vielmehr einige Vorgänger – auch im kaiserlichen Amt. Bemerkenswert ist nur, dass er dies auch zum medialen Programm seiner Repräsentation erhob und damit in Kontrast zu der seines Vorgängers Trajan, seines Adoptivvaters trat, der gerade eine extreme Kriegsrepräsentation aufgeführt hatte.
Als Teil dieses eigenen und neuen Programms medialer Darstellung kann daher diese Präsentation Hadrians betrachtet werden, der sich mit dem Reisemantel nicht nur als Reisender, sondern mit dem Lorbeer einerseits als Friedensbringer, andererseits aber auch als Intellektueller zeigt.
In diesem Zusammenhang kann die Umschrift gedeutet werden: Anders als sonst eher üblich verzichtet Hadrian hier auf die Aufzählung sämtlicher Herrschertitel und Ämter. Die Umschrift lautet einfach nur: HADRIANVS AVGVSTVS. Wörtlich übersetzt würde es „Hadrian, der Erhabene“ heißen. Alle römischen Kaiser führten diesen Titel, der einst dem Begründer des Kaisertums, Octavianus, dem Sieger von Actium, vom römischen Senat als Titel verliehen worden war und den in Folge alle römischen Kaiser für sich adaptierten .
„Hadrianus Augustus“ kann aber im Zusammenschau mit dem bereits dargestellten Bildprogramm auch anders interpretiert werden, nämlich dahingehend, dass hier nicht nur auf den eigenen Titel, sondern den Begründer aller römischer Kaiserdynastie, den Kaiser Augustus hingewiesen wurde. Viele der Nachfolger des Augustus haben versucht mit ihm anzuknüpfen und vor allem jene, die nicht wie die Juli-Claudier auf eine lange und erhabene Dynastie zurückblicken konnten. Auch Hadrian fehlte als Adoptivsohn Trajans, der selbst „nur“ Adoptivkaiser gewesen war, dieser dynastische Unterbau. Wenn Hadrian sich als Friedensbringer und Förderer der Musen feiern lässt, dann steht er hier genau in einer Linie und in einer Parallele zum medialen Programm, das Augustus nach Actium, der Entscheidungsschlacht gegen Kleopatra und Marcus Antonius, zu führen begann und der die Pax Augusta, den Augusteiischen Frieden, begründet hat, der dem Reich stabilen Frieden und sicheren Wohlstand bescherte – genau das, was auch Hadrian durch Gebietsaufgaben zu erreichen suchte und wofür er gerade deshalb auch mit senatorischen Kreisen Konflikte erlebte.

Die Lupa Romana auf der Rückseite – ein Bezug auf Rom und seinen Senat

Aureus Revers Lupa Romana

Aureus Revers - Lupa Romana
Quelle: Gorny & Mosch, Auktion Nr. 249 (11.10.2017), Los 641.

Wenden wir uns nun der Rückseite, dem Revers, der Münze zu:

Diese Aussage dieser Münze war nicht an das einfache Volk gerichtet. Das lässt sich einfach mit dem Material Gold begründen. Die kleinen Leute haben einen Aureus womöglich ihr Leben lang nicht zu Gesicht bekommen. Diese Aussage war daher dezidiert an die Oberschicht gerichtet – und wer damit konkret gemeint gewesen sein dürfte, verrät das Bild auf dem Revers: Die römische Wölfin – die Lupa Romana, die als Symbol für Rom, Stadtrom, steht. Und in Rom spielte – trotz faktisch anderer politischer Verhältnisse – immer noch die mächtige Gruppe der Oberschicht, der Senatoren, eine maßgebliche Rolle, die in Rom weit mächtiger waren, als außerhalb.

Auf der Rückseite der Münze, dem Revers, sehen wir die Wölfin von Rom - Lupa Romana, die die Gründer Roms - Romulus und Remus - säugt. Die Darstellung auf dieser Münze zeichnet sich durch ihre gut erhaltene Feinheit in der Prägung aus, denn man sieht nicht nur Feinheiten wie einzelne Gesichtszüge der Wölfin und auch die gut genährten und puttihaft erscheinenden Zwillinge, sondern auch das, was vielfach auf den Darstellungen fehlt, oder verloren ist und doch kennzeichnend für das Logo der Lupa Romana steht, nämlich ihr an Kopf und Oberkörper struppiges Fell.

Wie ich schon auf der Willkommensseite von Lupa-Romana dargestellt habe, ist das Symbol der Römischen Wölfin durchaus vielseitig interpretierbar. Bemerkenswert ist zunächst, dass sich eine so aggressive und militärisch aggressive Volksgruppe wie die der Römer nicht nur einen Wolf als Totem und Logo ausgesucht hat, was nachvollziehbar wäre , bemerkenswert ist vielmehr die Wahl eines weiblichen Wolfes und diesen gerade in Darstellung seiner Mutterschaft. Diesem Logo sind die Römer bis heute treu geblieben.
Der weibliche Faktor im Wolf macht die Lupa Romana so interessant und steht als typisch für die römische Politik:
Einerseits handelt es sich bei der Wölfin, der Lupa Romana, um eines der gefährlichsten, zähesten und brutalsten Raubtiere überhaupt, das auch vor Tieren nicht zurückschreckt, die weit größer als sie selbst sind, wie beispielsweise Elche oder Bären. Sie legt sich mit diesen an und erlegt diese auch.
Zudem ist sie ein Tier, das seine Kraft und seinen Mut nicht planlos einsetzt, sondern durchdachte, taktische und im Verbund abgesprochene Angriffe führt. Diese Erkenntnis ist nicht allein Ergebnis der heutigen zoologischen Forschung. Bereits in früheren Zeiten haben Menschen Tiere erstaunlich gut beobachtet. Belegt wird dies anhand zahlreicher Tierabbildungen – auch in diesem Fall.
Die Lupa Romana wird nie wie eine Hündin dargestellt, die auch im Liegen ihre Tiere säugt, sondern sie steht immer, wie ein wildes Tier, das immer auf der Hut sein muss, das immer alles im Blick haben muss und schnell reagieren können muss, was ein liegendes Tier nicht kann und was es sich nur leisten kann, wenn es sich sicher fühlen darf, weil es entweder in einer Höhle Schutz findet, oder in menschlicher Hut lebt.
Eine Wölfin säugt im Stehen und das ist auch typisch für Lupa Romana.
Daher darf man darüber hinausgehende taktische Beobachtungen aus der Tierwelt durchaus als von den Tieren abgeschaut betrachten. Die Geschichte des Krieges und der Jagd zeigen, dass der Mensch sich Kampf- und Jagdweisen und –taktiken auch von Tieren und deren Beobachtung abgeleitet hat. Und es ist typisch für jagende Wölfe, dass sie den Mut haben sich auch mit größeren Gegnern anzulegen und dass sie im Verbund mit Plan und Taktik vorgehen.
Blicken wir auf die Geschichte der Römer, sehen wir auch hier eine Volksgruppe, die sich mit zunächst deutlich mächtigeren Gegnern angelegt hatte und dabei verbissen und klug gehandelt hat. Als Römer konnte man sich daher durchaus von einem Wolf als Totem angesprochen fühlen, weil man hier Paralleln ziehen kann.

Die Wölfin ist aber nicht nur ein gefährliches Raubtier. Lupa Romana hat eine weitere Eigenschaft, die sie vor allen anderen Tieren immer wieder ausgezeichnet hat: Die Wölfin ist als Mutter in der Lage auch Fremdes einzugliedern und zu einem Teil ihres Verbandes zu machen.
Die Geschichte der Wolfskinder Romulus und Remus ist nicht reines Märchen, sondern ein Phänomen, das es im Zusammenhang mit dem Wolf in der Geschichte nachweislich immer wieder gegeben hat, nämlich dass Kinder von Wölfinnen als ihre Kinder angenommen worden waren. Adoptionen und Kümmertanten sind in der Tierbeobachtung nicht selten, aber dann sind es meistens entweder kinderlose, weibliche Tiere oder man hält eine Art Kindergarten mit eigenen und fremden Kindern, während die übrigen Mütter sich an der Jagd und Futterbeschaffung des Rudels beteiligen. Diese Kinder werden aber nie als die eigenen akzeptiert. Aber dass man fremde Kinder als eigene und neben eigenen adoptiert, das ist eher selten und nicht untypisch bei Wölfinnen. Belegt und bekannt ist hierzu ein Fall aus Indien Anfang des 20. Jahrhunderts, der Vorbild für Rudyard Kiplings Dschugelbuch wurde.
Und auch dieses Phänomen aus der Tierwelt findet seine Parallel in der römischen Mentalität und wurde damit zugleich auch Garant für eine lange und stabile Herrschaft.
Die Römer waren im Krieg und im Besiegen äußerst brutal - wie ein wildes Raubtier -, aber im Frieden sehr kultur-tolerant, wenn es darum ging auch eigene Religion zu pflegen oder fremde Völkerschaften zu akkulturieren und für sich nutzbar zu machen, ob im Frieden oder in der Kriegsführung.

Akkulturation war ein Garant für die Stabilität von römischer Herrschaft. Roms Herrschaft war da dauerhaft, wo Akkulturation möglich war – umgekehrt aber in Gefahr, wo sich dieser Stabilitätsgarant nicht durchsetzen ließ. Hadrian hat sich darum bemüht, die Herrschaft Roms zu stabilisieren und hat sich gerade von jenen Gebieten getrennt, wo eine Akkulturation auf Probleme stieß oder scheiterte, etwa in Dakien, Parthien oder dem nördlichsten Britannien. Der Römische Senat hatte Hadrian wegen dieser Politik kritisiert. Man kann in der Darstellung der Lupa Romana auch darin eine Anspielung sehen.

Münzen waren und sind nicht nur Zahlungsmittel, sondern tragen auch vielschichtige Aussagen in sich und erlauben und regen daher durchaus zu erlaubten und gewünschten Gedankenspielen an.

Details zur Auktion bei Gorny & Mosch:
Auktion 249 Münzen der Antike
Mittwoch, 11.10.2017, 10.00 Uhr
Los 641 Aureus Hadrian - Lupa Romana
Ausrufungspreis: 16.000,- EUR
Schätzpreis: 20.000,- EUR
Link zur Auktion…

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